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Pressemitteilung des Sinfonisches Blasorchesters Mittelbaden // Blasmusikver-band Mittelbaden

Peter Lehel zu Gast in Rastatt – International bekannter Saxofonist, Komponist und Arrangeur tritt mit Sinfonischem Blasorchester des Verbandes Mittelbaden auf.

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Peter Lehel ist ein international gefragter Saxofonist, Bassklarinettist, Komponist und Arrangeur. Als Musiker und Komponist arbeitet er sowohl mit angesehenen Jazzmusikern und international renommierten Ensembles, als Arrangeur ist er u.a. für den kubanischen Weltstar des Latin Jazz, Paquito d’Rivera tätig. Daneben ist Lehel um die musikalische (Weiter-)Bildung junger Musiker bestrebt und unterrichtet an der Hochschule für Musik Karlsruhe die Fächer Jazz, Improvisation, Harmonielehre, Bigband, Jazzensemble und Saxofon.

 

Gemeinsam mit den drei außergewöhnlichen deutschen Saxofonisten Olaf Schönborn (Altsaxofon), Christian Steuber (Tenorsaxofon) und Pirmin Ullrich (Baritonsaxofon) bildet er das „FineFones Saxophone Quartet“, welches ein ganz besonderes Klang- und Grooveerlebnis bietet – Saxofonklang pur in all seinen Facetten.

 

Am 18. März um 18:00 Uhr werden Lehel und das FineFones Saxophone Quartet in der Badnerhalle Rastatt gemeinsam mit dem Sinfonischen Blasorchester Mittelbaden auftreten und u.a. „Minton’s Playhouse“, eine besondere Komposition für Saxofonquartett und Bläserensemble, zum Besten geben. Für die Musiker eine besondere Herausforderung, gemeinsam mit dem Jazzensemble dieses Werk zu erarbeiten und aufzuführen. Gleichsam ist es eine Ehre für das Orchester, mit namhaften Künstlern dieses Rangs zusammenarbeiten zu können.

Auch der musikalische Leiter und Kopf des Orchesters, Markus Mauderer, sieht dieser besonderen Zusammenarbeit freudig entgegen: „„Minton’s Playhouse“ von James Syler ist ein Stück, das ich schon vor vielen Jahren kennen gelernt hatte, u.a. bei meinem Studium an der Musikhochschule Basel. Irgendwie hatte ich es immer im Hinterkopf und bin im Laufe der Jahre immer wieder darauf gestoßen. Mit Peter Lehel habe ich in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Projekten zusammengearbeitet und in unseren vielen Gesprächen erwähnte ich auch dieses Werk, welches ja für Saxophonquartett und Bläserensemble geschrieben wurde. Peter zeigte sogleich großes Interesse an dem Werk. Nach zuletzt mehreren Kontakten mit dem Komponisten James Syler, in denen es eigentlich um andere Themen ging, kamen wir auch auf „Minton´s Playhouse“ zu sprechen und hatten die Idee, das Werk in Deutschland aufzuführen.  Damit bin ich bei Peter Lehel natürlich auf offene Ohren gestoßen, da er das Werk auch unbedingt spielen wollte: „Du besorgst das Orchester, ich besorg‘ das Quartett“. Gesagt, getan. Nachdem wir uns kurz geschrieben hatten, kam zehn Minuten später die Zusage. Er hatte sich wohl gleich mit seinen Kollegen kurzgeschlossen und die Sache war klar.“

 

 

 

Nachfolgend finden Sie ein Interview mit Peter Lehel zur weiteren Verwendung

 

SBM: Herr Lehel, Sie konzertieren mit vielen namhaften Künstlern auf der ganzen Welt – was ist Ihr Anreiz, mit dem Sinfonischen Blasorchester Mittelbaden auf der Bühne zu stehen? / Was bedeutet es für Sie?

PL: Das Sinfonische Blasorchester Mittelbaden ist ein sehr schöner Klangapparat, mit dem ich nun zum dritten Mal spielen darf. Es ist Luxus und Vergnügen, mit einer so großen und gut spielenden Einheit musizieren zu können. Markus Mauderer hat mir das Werk „Minton`s Playhouse“, das wir bei diesem Konzert spielen werden, vor einigen Jahren vorgestellt. Es ist toll nun die Gelegenheit zu haben, diese sehr anspruchsvolle, besondere Komposition spielen zu können.

 

 

SBM: Worin liegt Ihre Begeisterung für den Jazz begründet, was macht den Jazz für Sie aus?

 

PL:  Ich bin in erster Linie über mein Instrument, das Saxophon, zum Jazz gelangt. Es gab und gibt im Jazz einfach viele unglaubliche Saxophonisten, die mich direkt berührten: John Coltrane vor allem, aber auch Charlie Parker, der ja für „Minton`s Playhouse“ von entscheidender Bedeutung ist. Losgelöst vom Instrument ist es beim Jazz die Freiheit, die Improvisation, die Eigenverantwortlichkeit, die Gestaltungsmöglichkeit des Interpreten, die mich fasziniert.

 

 

SBM: Wo liegen Ihre musikalischen Wurzeln und gibt es musikalische Einflüsse auf Ihr Schaffen (oder gar Vorbilder)?

 

PL: Der Jazz ist sicher immer die wichtigste Inspirationsquelle für mich gewesen. In jungen Jahren hörte ich aber auch sehr viel Rock / Pop mit Bands wie Pink Floyd, The DOORS. Die erste Musik, die ich überhaupt wahrgenommen habe, war ungarische Zigeuner- und Volksmusik, die ja auch sehr kunstvoll und improvisatorisch ist. Nicht zu vergessen ist sicher auch der Potpourrimix quer durch die Stile, die ich als Kind im örtlichen Musikverein um mich herum hörte. In den letzten Jahren hat auch die Klassik einen großen Stellenwert für mich eingenommen.

 

 

SBM: Jazzmusik kennt man zumeist oft von Jazzensembles und weniger im Zusammenspiel mit einem Orchester – Ihre Kompositionen für Jazzsolisten mit Kammerorchester oder mit Streichquartett finden große Beachtung. Worin liegt für Sie der Reiz in der Zusammenarbeit mit großen Orchestern oder klassischen Streichquartetten?

 

PL: Der Reiz begründet sich eben genau in der Schnittstelle zwischen den verschiedenen Welten und Klangkörpern. Es ist eine große Kunst, die Musik großer Komponisten zu erfassen und möglichst ausdrucksstark wiedergeben zu können. Genauso große Kunst ist es, auf der Bühne zu stehen und zu improvisieren, selbst zu entscheiden, wie die Musik in diesem Augenblick klingen kann. Ich finde, beide Welten – also Komposition und Improvisation – können sich perfekt ergänzen, um besondere Momente zu schaffen.

 

 

SBM: Sie komponieren und arrangieren bereits seit so vielen Jahren − worin liegt Ihre andauernde Inspiration?

 

PL: Das frage ich mich auch gelegentlich! Vielleicht hilft es einfach neugierig zu bleiben und die Inspiration immer auch zuzulassen. Bisher gelingt es mir ganz gut, die Energie, den Willen und das Durchhaltevermögen aufrecht zu erhalten und eine Idee dann auch umzusetzen.

 

 

SBM: Sie arbeiten mit vielen Orchestern zusammen und erarbeiten gemeinsam mit diesen Ihre eigenen Kompositionen. Wie inspirieren Sie die Musiker – egal ob Profis oder Laien – bei solchen Projekten?

 

PL: Wenn man selbst begeistert und überzeugt ist, dann ist es einfach, die Mitmusiker mit auf den Weg zu nehmen. Man muss natürlich auch eine gewisse Kompetenz als Musiker, Komponist oder Arrangeur ausstrahlen.

 

 

SBM: In Ihren eigenen Worten: Was macht eine gute Komposition/gute Musik aus?

 

PL: Sie muss eine Geschichte erzählen, die fesselt. Die Musiker müssen es genießen und können ihre Parts dann auch zu spielen. Dann spielen sie am besten. Und natürlich muss das Publikum auch die Möglichkeit haben, diese Geschichte irgendwie auch zu erfassen.

 

SBM: Welche Art von Musik hören Sie in Ihrer Freizeit − oder bevorzugen Sie abseits der Arbeit eher die Stille?

 

PL: Das ist eine kurze Antwort: STILLE

 

 

SBM: Der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe sagte einst, „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Was wäre das Leben ohne Musik für Sie, oder anders gesagt, wie wäre ein solches Leben für Sie?

 

PL: Musik ist ein großes Geschenk. Ein großes Geschenk ist es auch, eine gewisse Begabung oder Befähigung zu haben, die Musik auch leben und transportieren zu können. Musik ist für mich nicht nur der Beruf zum Broterwerb (da hätte ich sicher besser den Juristenweg bis zu Ende verfolgt), Musik ist für mich das Leben schlechthin. Jede Minute, die ich mit der Musik verbringe, übe, probe, schreibe, höre, bringt mich ein kleines Stück weiter. Es ist zumindest ein wenig das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.

 

 

SBM: Welche Bedeutung hat Musik, Ihrer Meinung nach, in der heutigen Gesellschaft?

 

PL: Sie ist wichtiger denn je! Musik kann die Menschen emotional sehr schnell und direkt erreichen. Musik kann Menschen zusammen bringen. Das spüre ich vor allem immer wieder auf meinen Konzertreisen in ferne Länder. Leider hat die Musik aber durch die Omnipräsenz und stetige Verfügbarkeit auch an Wert, Magie und Bedeutung verloren. Es ist eine gewisse Übersättigung vorhanden. Es gibt immer weniger (junge) Leute, die sich Zeit nehmen, Musik auch sehr genau und ausführlich zu hören. Man ist immer geneigt weiter zu zappen oder zu scrollen. Leider wird Musik ja auch nur noch auf den Smartphones gehört. Ich möchte mich nicht beklagen. Es ist schon toll, dass jede Art von Musik theoretisch jedem zugänglich ist. Ich würde mir nur wünschen, dass die Musik auch mit bewussten Ohren im Konzert oder auf einer guten Hifi-Anlage gehört wird.

 

 

SBM: Was beabsichtigen Sie mit Ihrer Musik auszusagen?

 

PL: Eine Botschaft im Sinne von politischer oder gesellschaftlicher Relevanz möchte ich nicht zwingend transportieren. Wenn ich mit der Musik jemanden erreichen kann, bin ich schon zufrieden.

 

 

SBM: Sie arbeiten viel mit jungen Menschen zusammen und unterrichten sie − welche Bedeutung hat Musik im Allgemeinen und das Musizieren im Besonderen Ihrer Meinung nach für junge Menschen? Welche Botschaft geben Sie den jungen Musikern gern mit auf den Weg?

 

PL: Es erfordert sehr viel Zeit und Disziplin, ein Instrument zu erlernen und die Musik zu verstehen. Allein schon die Vermittlung dieser Konsequenz des stetigen Weiterstrebens und Besserwerdens ist es wert, zu unterrichten. Einem angehenden Berufsmusiker versuche ich zu vermitteln, dass er eben seinen eigenen Weg finden muss und vor allem, dass er bitte schön nicht den Spaß und die Freude an der Musik verlieren möge.

 

 

SBM: Was war die eindrucksvollste Erfahrung, die Sie in der Arbeit mit einem Orchester an einer Ihrer Kompositionen jemals hatten und die Ihnen stets ins Erinnerung bleiben wird?

 

PL: Generell ist es immer wieder beglückend, wenn Musik, die man geschrieben hat, dann von guten Musikern gespielt, tatsächlich so klingt, wie man es sich vorgestellt hab. Ein besonderes Konzerterlebnis möchte ich jetzt gar nicht unbedingt herausstellen. Da muss ich auch gar nicht so weit zurückgehen. Die Aufführung meines Werkes „Wind Academy“ mit dem SBM und dem Streichorchester Con Fuoco im vergangenen Jahr war ein eindrückliches Erlebnis. Es ist großartig, wenn eine so große Anzahl von Musikern dein Werk spielt und dann auch alles gut klingt und funktioniert.

 

 

SBM: Das FineFones Saxophone Quartett besteht erst seit einigen Jahren – was war der Anlass, diese Formation ins Leben zu rufen?

 

PL: Ich wollte gerne nur mit Saxophonen ohne Rhythm Section spielen. Ich hatte den Auftrag eines Verlages, ein paar Werke für Saxophonquartett zu schreiben. Das war die Gelegenheit, meine drei wunderbaren Kollegen Olaf Schönborn am Alto, Christian Steuber am Tenor und Pirmin Ullrich am Bariton zu dem FineFones Saxophone Quartett einzuladen.

 

 

SBM: Elevator Pitch – wie würden Sie das FineFones Saxophone Quartett in drei Sätzen beschreiben?

 

PL: Das Aufeinandertreffen von vier singulären Sounds – ähnlich einem Streichquartett – die sich zu einem überwältigenden Gesamtklang vereinen. Virtuosität gepaart mit Groove, Improvisation verbunden mit Komposition auf höchstem Niveau.

 

 

SBM: Das Saxophon ist in noch relativ „junges“ Instrument – was zeichnet das Instrument Ihrer Meinung nach aus, worin liegt sein Reiz?

 

PL: Es sind vor allem die Klangmöglichkeiten des Saxophons, mal laut und fordernd, dann fein, leise und zärtlich, aufbrausend dann wieder einschmeichelnd, die den besonderen Reiz ausmachen. Das Saxophon hat ähnliche Qualitäten und Vielfalt wie die menschliche Stimme. Danke dieser klanglichen Variabilität findet das Saxophon auch immer mehr und immer wieder seinen Platz in der Musikwelt von Jazz, Klassik, Rock / Pop, Folk, Crossover.